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Genesungsbegleitung – häufig auch EX-IN Genesungsbegleitung genannt – ist ein innovativer Baustein moderner psychiatrischer Versorgung. EX-IN steht für „Experienced Involvement“ und beschreibt das bewusste Einbeziehen von Menschen mit eigener Erfahrung psychischer Erkrankungen in das Behandlungsteam. Genesungsbegleiter:innen haben selbst schwere psychische Krisen durchlebt und bewältigt. Auf dieser Basis unterstützen sie heute andere Betroffene auf ihrem Weg zu mehr Stabilität und Lebensqualität.
Im Mittelpunkt steht dabei das Erfahrungswissen, das in der klassischen Therapie häufig keinen Raum hat: Wie fühlt sich eine Krise an? Was hat geholfen? Wie kann trotz Symptomen ein gutes und erfülltes Leben gelingen? Genesungsbegleiter:innen teilen ihre persönliche Perspektive offen und authentisch – und werden dadurch für viele Patient:innen zu wichtigen Hoffnungsträgern.
In der Klinik für Psychosomatische Medizin, der Klinik für Suchtmedizin und Psychotherapie und der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie ist die Genesungsbegleitung bereits erfolgreich etabliert und ein fester Bestandteil der stationären Versorgung.
Ein zentraler Gedanke der Recovery-Bewegung ist: Jeder Mensch kann genesen – und Genesung bedeutet viel mehr als Symptomfreiheit.
Es geht darum, einen Weg zu finden, der ein selbstbestimmtes, gelingendes Leben trotz oder mit psychischer Erkrankung ermöglicht. Hoffnung, individuelle Wege, Krisen als Teil des Prozesses und die Fokussierung auf persönliche Ressourcen statt Defizite bilden die Grundlagen dieser Haltung.
Genesungsbegleitung ist stets ein freiwilliges Angebot und ergänzt die therapeutischen und pflegerischen Leistungen multiprofessioneller Teams. Gespräche entstehen oft spontan: Patient:innen sprechen aktiv Genesungsbegleiter:innen an oder werden von Kolleg:innen vorgeschlagen, wenn ein solcher Austausch hilfreich sein könnte. Da Genesungsbegleiter:innen nicht an Therapiepläne gebunden sind, entsteht ein besonderer Raum: offen, wertschätzend, auf Augenhöhe und frei von Erwartungsdruck. Durch ihre eigene Lebensgeschichte können sie Mut machen – und vermitteln: Es gibt einen Weg aus der Krise.
Genesungsbegleiter:innen absolvieren eine einjährige EX-IN-Ausbildung („Experienced Involvement“), die in Deutschland seit 2008 angeboten wird. Sie umfasst mehrere Module u.a. zu Recovery, Empowerment, Kommunikation, Krisenintervention, Reflexionsarbeit und professioneller Rollenklarheit.
Bestandteile der Qualifikation sind außerdem:
zwei Pflichtpraktika in psychiatrischen oder psychosozialen Einrichtungen
intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Erkrankungsgeschichte
Schulung zu Gesprächsführung, Abgrenzung und Selbstfürsorge
Zertifizierung nach erfolgreichem Abschluss
Voraussetzung für die Teilnahme an der Ausbildung sind eigene Erfahrungen mit psychischer Erkrankung und psychischen Krisen, die Fähigkeit zur Reflexion sowie die Bereitschaft, diese Erfahrungen verantwortungsvoll weiterzugeben.
Sie sind interessiert an der Ausbildung Genesungsbegleitung?
Infos finden Sie auch hier:
FOKUS bildet EX-IN Genesungsbegleiter*innen aus» EX-IN Bremen
EX-IN AKADEMIE Hessen - Ausbildung zum EX-IN-Genesungsbegleiter
Genesungsbegleitung verbindet die fachliche Versorgung mit gelebter menschlicher Erfahrung. Sie baut Brücken, schafft Verständnis und vermittelt Hoffnung – und genau das macht sie zu einer wertvollen Ergänzung in der psychiatrischen und psychosomatischen Behandlung.