Die wichtigsten Infos zur Behandlung von Essstörungen in unserer Klinik

Von einer Essstörung spricht man immer dann, wenn jemand sein Essverhalten übermäßig stark kontrolliert, einschränkt oder die Kontrolle über das Essverhalten verliert. Essstörungen sind häufig und vielgestaltig. Wir behandeln die beiden häufigsten Essstörungen Magersucht und Bulimie. Sie beginnen häufig mit einem harmlos wirkenden Diätverhalten vor dem Hintergrund einer ständigen Angst davor zuzunehmen. Bei der Anorexie ist das Körpergewicht so niedrig, dass es zu einer körperlichen Gefährdung bis hin zu lebensbedrohlichen Situationen kommen kann und gleichzeitig die Betroffenen Schwierigkeiten darin haben die Brisanz der Entwicklung und das eigene Untergewicht zu erkennen. Demgegenüber leiden Menschen mit einer Bulimie unter Essanfällen und können in diesen Momenten nicht mehr steuern, wie viel Nahrung sie zu sich nehmen, was wiederum die Ängste deutlich steigert und in der Folge den häufig panischen Versuch nach sich zieht durch herbeigeführtes Erbrechen, Hungerphasen oder die Einnahme von Medikamenten die zugeführten Kalorien wieder loszuwerden.

Essstörungen sind komplexe Erkrankungen und haben nie nur eine Ursache, sondern entstehen im Zusammenspiel von vielen Faktoren und der Übergang von einem auffälligen zu einem krankhaften Essverhalten mitsamt den körperlichen und psychischen Folgen ist oft schleichend. Aus der wissenschaftlichen Forschung wissen wir um die Rolle persönlicher, gesellschaftlicher und zunehmend auch biologisch-körperlicher Einflüsse, die sich gegenseitig beeinflussen und verstärken können. Neben den häufig tiefgreifenden Einflüssen auf die Gesundheit, das Leben und die Erlebniswelt der Betroffenen stellen die Erkrankungen auch immense Belastung für das soziale Umfeld der Patientinnen und Patienten, dessen Rolle als Verbündeter in der Behandlung kaum zu überschätzen ist, dar. Gleichzeitig zu dieser Entwicklung fühlen sich Angehörige und Freunde oft hilflos und wissen nicht, wie sie mit der betroffenen Person umgehen sollen und haben Angst Fehler zu machen. Die Gründe hierfür sind vielfältig, sodass Vieles ungesagt oder missverstanden bleiben kann und die Beziehungen langsam auseinanderdriften, wenn der Zusammenhalt am wichtigsten ist.

Die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Karl Jaspers Klinik bietet eine Anlaufstelle für die praktische, leitlinien-fundierte, stationäre Versorgung von Menschen mit Essstörungen an. Die Behandlung bei uns umfasst neben einem Vorgespräch zur Klärung der Behandlungsziele, einer Gewichtsvereinbarung und den allgemeinen Bausteinen intensiver psychotherapeutischer Begleitung im Einzel- und Gruppensetting, auch Sozialberatung und Pflegegesprächen auch gezielt auf die Erkrankungsbild angepasste Therapieelemente. Das Ziel der körpertherapeutischen Angebote ist die zunehmende Verbesserung der Körperwahrnehmung und die aktive Unterstützung in der Auseinandersetzung mit dem eigenen Körperbild. Aufgabe der Ernährungstherapie ist die individuelle Unterstützung darin, eine bedarfs- und bedürfnisgerechte Ernährungsweise zu finden und soll unsere Patient:innen wieder in die Lage versetzen, auf die eigenen Körpersignale zu hören und ihre Nahrungsaufnahme an Hunger- und Sättigungsgefühlen zu orientieren. Die emotionalen Herausforderungen des Essens werden durch die therapeutische Tischbegleitung und die anschließenden Ruhezeiten reguliert: auf diesem Weg soll wieder ein achtsames, bewusstes und genussorientiertes Essen mit sicherheits- und Rahmengebender fachtherapeutischer Begleitung ermöglicht und entwickelt werden.

Ansprechperson

Sebastian Jongen

Dr. Sebastian Jongen

Oberarzt

Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie